Good morning, teacher Laura!

Montag, 16.11.2015

 

diesen oder ähnliche Sätze höre ich mittlerweile fast täglich, wenn nicht unter der Woche in der Schule, dann am Wochenende, wenn wir durch Bukunda, das Dorf hier laufen.

Es ist zwar schon ziemlich spät, jetzt noch über die Schule zu schreiben, da in 1 ½ Wochen schon Ferien sind, trotzdem wollte ich euch nochmal gerne über meine Zeit in der Kyosimba Onaania informieren.

Viel besser ist es allerdings nicht geworden, als ich es nach meiner ersten Woche berichtet hatte, vor allem was das schlagen betrifft. Darüber haben wir auch mit zwei Lehrerinnen und unserem Mentor geredet, das Thema wurde dann aber eher belächelt, die Lehrerinnen konnten es nicht glauben, dass wir noch nie geschlagen wurden und fand es merkwürdig als wir gesagt haben, dass wir die Kinder niemals schlagen würden, unser Mentor meinte nur, dass das alle Freiwilligen das bisher so empfunden haben und dass man daran nichts ändern kann, an manchen Schulen wird hier eben einfach geschlagen.

Unsere Arbeit beschränkt sich leider auch weiterhin nur darauf hinten im Unterricht zu sitzen und den Lehrern beim Korrigieren zu helfen, was manchmal nicht so einfach ist, weil ich denke, dass sie eben nicht so die beste Ausbildung hatten (oder woran es auch immer liegt), da sie den Kindern teilweise Themen falsch erklären und man den Kindern dann z.B. eine Aufgabe als falsch markiert, was die Lehrerin/ der Lehrer dann als richtig sieht (z.B. wurde den Kindern beigebracht, dass von der Umrechnung von kg in g gilt: 1000g=1kg, bei der Umrechnung von g in kg gilt allerdings 1g=1000kg). Es ist dann auch immer schwierig, den Lehrern das irgendwie zu erklären, denn so vor den Schülern die Lehrer anzusprechen kommt mir immer blöd vor, als würde ich die Lehrer 'bloßstellen', andere Möglichkeiten gibt es allerdings irgendwie auch nicht, denn nach dem Unterricht bringt es für die Kinder auch nichts mehr.

Es kommt des öfteren vor, dass Lehrer einfach ihre Stunden tauschen, ohne uns darüber zu informieren oder teilweise sogar ganz weg bleiben. So kam es dann auch schon Einmal vor, dass Marie und ich die p5 hatten, ohne zu wissen, was wir mit den Schülern machen können. Ein bisschen improvisiert, haben wir ihnen dann etwas deutsch beigebracht, was echt kein Problem war, weil die Kinder total begeistert mitgemacht haben und ganz viele Frage gestellt haben.

Ein Mal habe ich dann auch eine Mathestunde in p4 übernommen, wo die Lehrerin mit hinten im Unterricht saß. Das hat (obwohl ich mich total unbegründet mal wieder ein wenig verrückt gemacht hab vorher :D) eigentlich echt Spaß gemacht, weil die Kinder auch gut mitgemacht haben und ich mal etwas zu tun hatte. Leider blieb es bei dem eine Mal, weil das kurz vor den Examen war (die haben jetzt am Freitag begonnen) und danach kaum mehr eine Möglichkeit war. Ich hätte mir ehrlich gesagt gewünscht die ein oder andere Stunde noch mehr zu übernehmen, allerdings hätte ich dazu nur die Möglichkeit gehabt, wenn ich mich total spontan ohne Plan vor die Schüler hätte stellen können, wie es mir die Lehrer vorgeschlagen haben, so wollte ich das dann aber doch nicht, vor allem, weil mein Englisch nicht wirklich das Beste ist. Als man dann auch mal auf die Idee kam mir ein Thema zu geben, was ich dann vorbereiten konnte, um anschließend zu unterrichten, war es leider für mehr als eine Stunde zu spät.

Es wird mir irgendwie jeden Tag aufs Neue deutlich, wie viel Glück wir mit unserer Schulzeit in Deutschland haben. Wir hatten in unserer Kindheit von morgens bis mittags Unterricht und konnten dann, bis auf dass wir vielleicht mal Hausaufgaben machen mussten, mit Freunden spielen o.ä. unternehmen.

Hier beginnt die Schule erst Eimal schon viel früher, schon mit 3 Jahren gehen die Kinder hier zur Schule. Sie gehen dann ein Jahr in die Baby Class, kommen danach für 2 Jahre in die Nursery und anschließend folgen Primary1 bis Primary7, bis es dann auf die Secondary school geht. Die Kinder haben (bis auf zwei kurze Pausen zwischendurch) immer von 7:30Uhr-16:00Uhr Unterricht, die p7 hat sogar noch davor Stunden von 6:00Uhr-7:30Uhr. Nach Hause gehen dürfen die Kinder um 4 Uhr aber trotzdem nicht, denn dann werden erst Einmal einige Aufgaben, wie z.B. Wasser holen erledigt.

Insgesamt haben die Schüler schon viel mehr Aufgaben, als ich das aus der Grundschule kenne. Was genau es da gibt kann ich allerdings leider nicht sagen (außer den Timekeeper, der sich um die Schulklingel kümmert), was daran liegt, dass es uns einfach nicht erklärt wurde, so wie viele andere Sachen, irgendwie habe ich das Gefühl, dass wir an dieser Schule sowieso über gar nichts informiert werden, ob das jetzt allerdings spezifisch an der Schule liegt oder allgemein hier so läuft, weiß ich nicht.

Die Kinder sind dann meistens so zwischen halb 6 und 6 aus der Schule und müssen dann teilweise noch Hausaufgaben machen oder, wenn Examen anstehen, lernen. Examen werden sogar glaube ich schon ab der Baby-Class geschrieben, so richtig bedeutend sind sie dann aber 'erst' ab p3. Schon da müssen die Kinder dann 3 Tage hintereinander von morgens früh bis mittags, teilweise sogar bis nachmittags, ihre Examen schreiben.

Traurig finde ich, dass die meisten Kinder wahrscheinlich trotzdem kaum Perspektive auf einen einigermaßen gut bezahlten Job haben. Wenn man das mit Deutschland vergleicht: die meisten Kinder schaffen mit ein bisschen Motivation und Fleiß ihr Abitur oder einen anderern Schulabschluss und so gut wie jeder von ihnen wird danach genug Geld verdienen, um sich und (falls vorhanden) seine Familie zu ernähren und seinen Kindern eine Ausbildung zu finanzieren. Schon alleine, dass nicht jedem Kind hier in Uganda eine Schulausbildung garantiert ist (→ Schulkosten), macht die Situation um einiges schwieriger als in Deutschland.

 

Mit dem Beginn unserer Ferien endet hier der letzte von drei Terms und somit auch das Schuljahr. Am Ende des Schuljahres gibt es dann einen speech day, an dem die Kinder den Eltern kleine Theaterstücke, Lieder und Gedichte präsentieren, die sie zuvor in ihren houses (die Schüler werden in mehrere Gruppen, klassenübergreifend eingeteilt) einstudiert haben. Im Moment wird also fast täglich nach der Mittagspause für den 25.11. (speech day und auch letzter Schultag) geprobt und es ist immer total schön den Kindern da zuzugucken, vor allem beim Singen.

Wenn das Schuljahr dann also jetzt bald zu Ende ist und somit unsere Zeit an der ersten Schule auch endet, gehen wir auf jeden Fall mit einem weinenden und einem lachenden Auge (wie man so schön sagt :D). Einerseits sind wir froh, dann erst Einmal fast 2 Monate freie Zeit genießen zu können, außerdem hoffen wir auf mehr Beschäftigung und ein besseres Verhältnis zu den Lehrern an der nächsten Schule, trotzdem wird der Abschied von den Kindern sehr schwer fallen wir werden sie auf jeden Fall nochmal besuchen, bevor es zurück nach Deutschland geht!